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Teichwirtschaft

Im nordsächsischen Hügelland des Regierungsbezirkes Leipzig, zwischen den Städten Oschatz, Wurzen und Grimma, liegt die Teichwirtschaft Wermsdorf. Sie prägt mit 27 Teichen und 350 ha Wasserfläche neben einem großen Waldgebiet, dem Wermsdorfer Forst, und zwei von den Wettinern erbauten Jagdschlössern die eindrucksvolle Kulturlandschaft um Wermsdorf. Das größere der beiden Jagdschlösser ist die geschichtsträchtige barocke Hubertusburg, das größte sächsische Landschloss.

 

Die Teiche ließen Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts die Gutsherren von Starschedel zu Mutzschen errichten. Ein Heinrich von Starschedel war von 1477 bis 1486 im Auftrag des sächsischen Kurfürsten als erster Berghauptmann im erzgebirgischen Schneeberg tätig.

 

Durch private Anteile an Silberbergwerken verdiente er so viel Geld, dass er den Teichbau finanzieren konnte.

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Vor 500 Jahren, am 13. Juli 1502 findet sich in den Rechnungsbänden des Amtes Grimma die erste schriftliche Erwähnung der Teiche. 1577 kaufte der sächsische Kurfürst August die Teiche von den Starschedels. Seit dieser Zeit, vor nunmehr 425 Jahren, sind sie im Besitz der Wettiner bzw. des sächsischen Staates. Die Kurfürsten bildeten aus den erworbenen Teichen die Amtsteichwirtschaft Mutzschen, neben der Amtsteichwirtschaft Torgau und Moritzburg, die dritte der drei großen sächsischen Amtsteichwirtschaften. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bewirtschafteten die Kurfürsten die damals noch Mutzschener Teiche genannte Teichwirtschaft in eigener Regie. In dieser Zeit lag die jährliche Speisefischproduktion bei etwa 12 t, davon 80 % Karpfen, der Hektarertrag bei 40 kg.

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Ab 1787 bis 1947 wurde die Teichwirtschaft an private Pächter verpachtet. Von 1948 bis 1952 war sie Sächsische Staatsteichwirtschaft und von 1953 bis 1990 ein Betriebsteil des VEB Binnenfischerei Wermsdorf. Unter dem VEB Binnenfischerei Wermsdorf erlebte die Teichwirtschaft eine Blütezeit. Die Teichfläche konnte durch den Wiederanstau trocken liegender Teiche, den Bau neuer Teiche und Teichrekonstruktionen mehr als verdoppelt werden. Es entstanden 15 neue Teiche mit 196 ha Wasserfläche, darunter der 95 ha große Döllnitzsee einschließlich Vorsperre. Durch vielfältige Intensivierungsmaßnahmen und den Teichneubau stiegen die Satz- und Speisefischerträge enorm an, von 71t 1954 auf 889t 1989, der Hektarertrag von 462 kg auf 2.168 kg. Pflanzenfressende Fische, vor allem Silberkarpfen, erreichten mit 23 % einen hohen Anteil am Gesamtertrag.

 

Nach der politisch-wirtschaftlichen Wende verpachtete der Freistaat Sachsen die Teichwirtschaft Wermsdorf 1992 an den hessischen Fischwirtschaftsmeister Georg Stähler. Mit der Anpassung an die neuen marktwirtschaftlichen Bedingungen musste Stähler die Produktion drastisch zurückfahren. Sie liegt heute bei etwa 200 t im Jahr.

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Die Teiche sind noch nach 500 Jahren für ihren eigentlichen Zweck, die Fischzucht, voll nutzbar. Damit sind sie einmalige technische und agrarische Denkmale einer jahrhundertalten Kulturlandschaft und Lebensraum einer reichhaltigen Flora und Fauna mit vielen, oft seltenen Tier- und Pflanzenarten. Auch für den Fremdenverkehr und Tourismus gewannen die Teiche seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung.

 

Literatur: Säuberlich, Eckart; Geschichte einer sächsischen Teichwirtschaft;: 1502 – 2002; 500 Jahre Teichwirtschaft Mutzschen-Wermsdorf; Herausgeber: Gemeindeverwaltung Wermsdorf; Militzke Verlag Leipzig 2002; 256 Seiten; 150 teils farbige Abbildungen; Preis. 16,80 € — ISBN: 3-86189-280-4

 

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